Rund 70 Arbeitgeber folgten vor kurzem der Einladung des Jobcenters Heidenheim in den Sparkassen Business Club der Voith-Arena, um sich über die Problematik der Arbeitssuchenden „über 50“ zu informieren und in einer mit Arbeitgebern der Region besetzten Talkrunde gemeinsam Lösungsansätze zu erörtern.
Eher stagnierende Integrationschancen und lange Zeiten der Arbeitslosigkeit für die sogenannten „Silverstars“ im Landkreis Heidenheim nahm das Jobcenter in diesem Jahr in der zweiten Auflage zum Anlass, Arbeitgeber der Region in lockerer und ungezwungener Atmosphäre über die Personengruppe der über 50jährigen zu informieren und gleichzeitig zu versuchen, auch mit Vorurteilen aufzuräumen.
Unter dem Motto „Mit einem Silverstar ein golden goal erzielen…! begrüßte Norbert Bach, Geschäftsführer im Jobcenter Heidenheim, die Gäste, führte umfassend in das Thema des Abends ein und ließ dabei auch die Zahlen des Heidenheimer Arbeitsmarktes eine interessante Sprache sprechen:
Obwohl sich die Anzahl der arbeitslosen Menschen im Bereich der Grundsicherung SGB II seit 2005 von 2.670 auf aktuell 1.871 Personen verringerte und somit um 29,9% zurückging, profitierte die Personengruppe der über 50jährigen nur minimal vom positiven Arbeitsmarkt. Ein Rückgang von 586 auf 581 Personen entspricht einem Minus von nur 0,5% und liegt damit deutlich hinter dem Gesamtrückgang. Von den aktuell 1.871 arbeitslosen Hartz IV-Empfängern sind 924, also fast 50%, länger als ein Jahr arbeitslos.
„Ergreifen Sie die Initiative, betreiben Sie vorausschauende Personalpolitik und bereichern Sie Ihr Unternehmen mit Silverstars oder sogenannten Best Agers“, appellierte Norbert Bach am Ende seines Vortrags an die Arbeitgeber. „Fassen Sie das vorhandene Potential der „50plus-Generation“ in den Blick und integrieren Sie diese mit all ihren Kompetenzen und ihrem Wissen in den Unternehmen. Hierzu stehen dem Jobcenter Heidenheim vielfältige Fördermöglichkeiten, sowohl für Arbeitgeber wie auch für Arbeitnehmer, zur Verfügung.“
Wichtig war es Bach, in diesem Zusammenhang auf die von der Agentur für Arbeit Aalen, dem Jobcenter Ostalbkreis und dem Jobcenter Heidenheim gegründete „Fachkräfteallianz Ostwürttemberg“ hinzuweisen. Die Akteure haben sich – vor dem Hintergrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation für Menschen über 50 - auf regionaler Ebene zum Ziel gesetzt, ältere Arbeitsuchende wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
In seinem Grußwort spannte auch Peter Polta, Erster Landesbeamter des Landkreises Heidenheim, den Bogen zur Fußballwelt. „Ältere können ein Volltreffer für ein Unternehmen sein.“ Dass die Arbeitslosenzahlen der Älteren im Landkreis immer noch über den Zahlen des Landes- und des Bundesdurchschnittes liegen, kann sich nur mit Hilfe der regionalen Arbeitgeber ändern. Das Jobcenter sieht er dabei als Spielmacher im Landkreis, damit sich im Doppelpass mit den Betrieben der Erfolg einstellen wird. Auch er appelliert an die Betriebe, den Schritt zu wagen und auch mal Ältere einzustellen. „Das Landratsamt hat damit durchweg gute Erfahrungen gemacht“.
Anschließend stellte der Moderator des Abends, Stefan Ahrens, dem interessierten Publikum die Gäste der Talkrunde vor. Ahrens ist Inhaber der gleichnamigen Eventagentur in Heidenheim.
Neben dem Geschäftsführer der Schuck-group mit Hauptsitz in Steinheim, Michael Schuck, nahmen der Geschäftsführer der Firma Rieger Metallveredlung in Steinheim, Franz A. Rieger und Ulrich Herkommer, Geschäftsführer der DRK Heidenheim Pflegedienste, auf der Bühne Platz.
Bei der Schuck-group sind aktuell 80 der etwa 390 Arbeitsplätze mit Älteren besetzt. „Mit 50 ist man doch noch nicht alt“, konstatierte Michael Schuck gleich zu Beginn der Runde. Er hat bisher in seinem Betrieb nur gute Erfahrungen mit älteren Arbeitnehmern gemacht und setzt dabei vor allem auf deren jahrelangen Erfahrungsschatz. Er stellt gerne geeignete Ältere ein, auch wenn damit oft aufwändigere Maßnahmen zur Arbeitserleichterung, wie die altersgerechte Einrichtung ergonomischer Arbeitsplätze, notwendig sind als bei jungen Beschäftigten.
Auch Franz A. Rieger stellt in letzter Zeit eher ältere Arbeitnehmer ein und legt deren Vorzüge auch gleich dar: „Ältere Beschäftige sind sehr loyal gegenüber dem Betrieb, sie bleiben länger im Unternehmen und wechseln nicht so schnell. “In seinem Betrieb arbeiten aktuell 38 Beschäftigte, davon sind 10 älter als 50 Jahre.
Für Ulrich Herkommer ist es in der Altenpflege wie im Fußball. „Wir arbeiten im Team. Junge, dynamische Mitarbeiter bringen „power“ rein und ältere, erfahrene Beschäftigte agieren ausgleichend und besonnen. Ob ein Teammitglied gut oder weniger gut arbeitet, ist dabei völlig losgelöst vom Alter zu betrachten“.
Am Ende einer kurzen Diskussionsrunde waren sich alle Beteiligten darüber einig: Die Stärken von älteren Mitarbeitern, wie Zuverlässigkeit, Berufs- und Lebenserfahrung sowie deren Vorbildfunktion, sind für ein zukunftsorientiertes Unternehmen von großer Bedeutung und können den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens positiv beeinflussen. Insbesondere wurde hervorgehoben, dass eine Mischung aus jungen, kreativen und mit modernem Know-how versehenen Mitarbeitern und älteren, praxiserprobten Beschäftigten den Erfolg eines Unternehmens ausmachen. Schon deshalb sollten wesentlich mehr ältere arbeitsuchende Menschen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen.
Im Anschluss hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen direkt an die Talkgäste zu richten.
In einem weiteren Programmpunkt nutzten die 50+- Vermittlungsexperten des Jobcenters und der Agentur für Arbeit die Gelegenheit, sich mit einem kurzen Statement persönlich vorzustellen. So konnte einem bislang nur vom Telefongespräch oder E-Mail-Verkehr bekannten Namen auch ein Gesicht zugeordnet werden; wenn dies nicht schon aus verschiedenen Arbeitgeberbesuchen bekannt war.
Nach einer interessanten Führung durch die erweiterte Voith-Arena nutzten die geladenen Gäste bei leckeren Oktoberfest-Spezialitäten in ungezwungener und entspannter Atmosphäre die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und sich an den Informationsständen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit zu informieren und fachlich beraten zu lassen.
Am Ende der zweiten Auflage der Veranstaltung zum Thema Silverstars – ältere Arbeitslose, war das Fazit erneut eindeutig. Das Jobcenter hat an diesem Abend eine gemeinsame Plattform für interessierte Betriebe in der Region geschaffen, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu vertiefen. Nur ein ständiger Dialog zwischen den Akteuren auf dem Arbeitsmarkt schärft den Blick für Alternativen, um die ganze Region weiter voran zu bringen.